Qualität säen, Erfolg ernten

Mit großem Zuspruch haben die Mitglieder des Immobilienverbandes IVD im Rahmen der Mitgliederversammlung in Stuttgart den Berufspolitischen Kanon begrüßt. Dieser Meilenstein, den die Gremien des IVD auf Bundes- und auf Regionalebene über ein Jahr lang vorbereitet hatten und der für die gesamte Branche von großer Bedeutung ist, bildete den erfolgreichen Abschluss des Deutschen Immobilientages 2012 in der Carl-Benz-Arena in Stuttgart.

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Rund 600 Makler, Verwalter und Sachverständige aus ganz Deutschland waren für drei Tage nach Stuttgart gekommen, um sich fortzubilden und auszutauschen. Auch einige Kollegen aus dem europäischen Ausland nutzen die Gelegenheit, um grenzüberschreitende Kontakte zu schließen. „2011 war ein gutes Jahr für die Branche“, stellte IVD-Präsident Jens-Ulrich Kießling in seiner Eröffnungsansprache fest. „Trotz Währungs- und Finanzkrise haben sich insbesondere die Wohnungsmärkte sehr positiv entwickelt. Obwohl die Mieten und Kaufpreise in vielen Städten steigen, gibt es keine Anzeichen für eine Überhitzung des Marktes, so dass wir auch für die kommenden Jahre optimistisch sind.“ Diese positive Entwicklung spiegle sich nicht zuletzt in der Mitgliederentwicklung des IVD wider: „2011 war auch für den IVD ein erfolgreiches Jahr. Im vierten Jahr in Folge können wir einen Mitgliederzuwachs verzeichnen – im vergangenen Jahr sind wir um drei Prozent gewachsen“, gab Kießling bekannt.

Akquisegipfel 2012

Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise sind Immobilien nicht nur zur attraktivsten Anlageform für viele Investoren und Selbstnutzer geworden, so Kießling. In Ballungsgebiete habe man es deshalb mit deutlichen Nachfrageüberhängen zu tun. Das Problem, das vielen Maklern derzeit zu schaffen macht, sei es nicht, Käufer zu finden, sondern marktgängige Objekte zu akquirieren. Dieser Entwicklung trug der „Akquisegipfel 2012 für Immobilienberufe Rechnung, der im Rahmen des Deutschen Immobilientages stattfand. Es ging nicht darum, das Rad des Einkaufs neu zu erfinden, sondern Impulse für einen Perspektivenwechsel zu geben. Warum nicht einfach mal an der Türe eines Hauses klingeln, das Maklerkunde liebend gerne erwerben würde (wenn es denn zum Verkauf stünde), und den Eigentümer fragen, unter welchen Voraussetzungen er bereit wäre, zu verkaufen? Lars Grosenick hat es ausprobiert und bemerkenswerte Reaktionen erhalten, wie er in seinem Vortrag „make me move“ erzählte.

Warum nicht die Imagebroschüre aus Sicht des Verkäufers konzipieren und all seine potenziellen Fragen rund um den Verkauf einer Immobilie vorwegnehmen und beantworten? Alexander Kroth machte deutlich, dass die meisten Imagebroschüren Informationen enthalten, die für die eigentliche Zielgruppe, die Verkäufer nämlich, nicht relevant sind und deshalb keinerlei positive Wirkung entfalten.

Warum nicht mit den Verkäufern die Möglichkeit eines Bieterverfahrens durchspielen? IVD-Vizepräsident Hugo Sprenker, der selbst vereidigter Auktionator ist, erläuterte, wie Verkäufer auf Konzepte wie Bieterverfahren und Immobilien-Auktionen reagieren.

Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Immobilienmärkte

Die Immobilienpolitik und der Handlungsbedarf, der sich aus der demografischen Entwicklung ableitet, standen im Mittelpunkt des zweiten Veranstaltungstages. Am Morgen war Dr. Nils Schmid, der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg, in die Stuttgarter Carl Benz Arena gekommen. Er gab einen Ausblick auf die Immobilienpolitik Baden-Württembergs, das mit einem Transaktionsvolumen von über 25 Milliarden Euro 2011 zu den drei umsatzstärksten Bundesländern zählt. „Die Immobilie als Geldanlage hat Konjunktur. Die Vorteile des deutschen Immobilienmarktes, der lange Zeit auf stabile Preise blicken konnte, liegen auf der Hand. Gleichwohl gibt es auch bei uns Regionen, in denen die Immobilienpreise stark gestiegen sind. Dadurch wird in den Ballungszentren zunehmend weniger preiswerter Wohnraum angeboten. Dies trifft vor allem Familien, die Wohneigentum erwerben möchten. Daneben sind auch Mieterhaushalte von den Preissteigerungen betroffen“, so Schmid.

Zuvor hatte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg seine Berechnungen zur Entwicklung der Immobilienpreise in den kommenden Jahrzehnten vorgestellt. Trotz insgesamt schrumpfender Bevölkerung geht Raffelhüschen nicht davon aus, dass massive Wertverluste drohen. Im Gegenteil: Die durch die schrumpfende Bevölkerung bedingte Nachfrageminderung nach Immobilien werde nämlich durch die immer älter werdende Bevölkerung mit ihrem überproportionalen Wohnraumbedarf mehr als kompensiert. Erst ab 2035 werde ein absoluter, jedoch sehr moderat verlaufender Abnahmetrend einsetzen: 2050 werde die Flächennachfrage noch bei 95 Prozent des heutigen Niveaus liegen.

Verleihung des Forschungspreises

Der Bedeutung der Forschung für die Immobilienwirtschaft soll mit dem Forschungspreis der Deutschen Immobilien Akademie (DIA) und des Forschungsverbandes für Immobilien-, Hypotheken- und Baurecht e.V. Rechnung getragen werden, den Dr. Nils Schmid dem Preisträger übergab. Dr. Martin Wilhelm wurde für seine Dissertation zum Thema „Instandhaltungsstrategien unter Berücksichtigung stochastischer Alterungsprozesse – ein Beitrag zur systematischen Bewirtschaftung von Immobilien“ ausgezeichnet. Als zentrales Ziel der Arbeit wird die Optimierung beziehungsweise Maximierung der Wirtschaftlichkeit von Instandhaltungsmaßnahmen unter Beachtung des vollständigen Lebenszyklus und sämtlicher monetärer Auswirkungen herausgearbeitet.

Berufspolitischer Kanon

Die Qualität der Dienstleistungen anzuheben und die Wettbewerbsfähigkeit der Immobilienberufe in Deutschland gegenüber der europäischen Konkurrenz zu sichern – das ist das Kernziel des Berufspolitischen Kanons des IVD, der im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung stand. Als wichtigste Forderung an die Politik formuliert der IVD, die heutigen Vorschriften zur Gewerbeerlaubnis an die Erfordernisse der Zeit anzupassen und den verbindlichen Sach- und Fachkundenachweis vor Erteilung einer Gewerbeerlaubnis gemäß § 34 c GewO einzuführen sowie die Erlaubnispflicht auf die Tätigkeit der Immobilienverwalter auszudehnen. Damit müssten Immobilienmakler und Verwalter vor Aufnahme der beruflichen Tätigkeit ihre Qualifikation für den Beruf nachweisen.

„Wir sind uns darüber im Klaren, dass mit einer Anhebung der Qualifikation vor der Erteilung der Gewerbeerlaubnis nicht jedes Fehlverhalten einzelner Angehöriger der Immobilienberufe verhindert wird“, so IVD-Präsident Kießling. „Wir haben daher aus dem berufspolitischen Kanon ein ganzes Bündel an Maßnahmen abgeleitet, deren Umsetzung teilweise bereits begonnen hat.“ Dazu zählt, dass sich die seit 2008 eingerichtete Ombudsstelle Immobilien künftig auch für Nicht-Mitglieder des IVD und andere Immobilienverbände öffnen soll. Außerdem werden die Standes- und Wettbewerbsregeln des IVD kontinuierlich fortentwickelt. In einem ersten Schritt erarbeiten die Gremien des IVD Wohlverhaltensregeln für gute kaufmännische Sitten der Immobilienberufe. Aus diesen Regeln soll ein neuer „Code of Ethics“ entstehen. Ein weiteres Ziel des IVD ist, die Schriftform beziehungsweise Textform der Maklerverträge gesetzlich zu verankern. „Viele Konflikte zwischen Kunden und Immobilienfirmen können dann vermieden werden, wenn zwischen den Beteiligten die Verträge und alle folgenden Vereinbarungen schriftlich fixiert werden“, erklärte Kießling. Zu guter Letzt soll die Versicherungspflicht für Immobilienmakler und -verwalter – wie dies im IVD bereits vorgeschrieben ist – gesetzlich verankert werden. Der IVD setzt sich daher für eine Anpassung der gesetzlichen Regelungen in der Gewerbeordnung und der Makler-Bauträgerverordnung (MaBV) ein.

Im Zuge der Mitgliederversammlung wurde Dr. Peter Breiholdt, der als erster Ombudsmann Immobilien erfolgreiche Pionierarbeit geleistet hat, mit standing ovations verabschiedet. IVD-Präsident Kießling dankte ihm im Namen des gesamten Verbandes für die Verdienste, die er gleichermaßen für den Verbraucherschutz und das Ansehen der Immobilienwirtschaft geleistet hat. Breiholdts Nachfolger im Amt des Ombudsmannes wird Rechtsanwalt Hans-Eberhard Langemaack.